Körpereigene Kommunikationsformen
Alle Menschen verfügen über Kommunikationsmöglichkeiten mit dem eigenen Körper. Dazu gehören die Lautsprache, Mimik und Gesten. Diese Kommunikationsformen werden von sehr vielen Menschen genutzt und haben deshalb eine hohe Akzeptanz.
Für Menschen, die die Lautsprache nicht oder nicht ausreichend nutzen können, sind körpereigene Kommunikationsformen noch wichtiger:
Mit Gebärden kann wie mit der Lautsprache im Prinzip alles ausgedrückt werden (Verweis auf Kapitel Gebärden).
Körper- Zeichen für »ja« und »nein« ermöglichen in vielen Situationen eine schnelle Verständigung. Das funktioniert besonders gut, wenn beide Kommunikationspartner sich gut kennen.
Ganz wichtig sind aber auch die vielen kleinen Zeichen wie Mimik, Zeigebewegungen, der Blick, Körperbewegungen wie Abwenden oder Zuwenden, die Körperspannung oder Laute. Ein Blick zur Tür kann zum Beispiel heißen „Ich möchte gerne nach draußen“. Das Wegschieben eines Gegenstandes kann ausdrücken »Ich möchte das nicht«. Lautieren mit entsprechendem Ton kann bedeuten »Mir ist langweilig, beschäftige dich mit mir«.
Bei Menschen mit schweren Beeinträchtigungen ist die Kommunikation manchmal auf diese Kommunikationsformen begrenzt. Dann ist es besonders wichtig, dass die Bezugspersonen die kleinen Zeichen erkennen, verstehen und beantworten können.
Gebärden
Im Rahmen der Unterstützten Kommunikation stehen u.a. körpereigene Kommunikationsmittel zur Verfügung, um eine erfolgreiche Kommunikation zu ermöglichen. Der Umgang und der Gebrauch von Gebärden gewinnen in den letzten Jahren in Deutschland immer mehr an Bedeutung. Dabei treten viele Fragen auf, die sich ausschließlich auf dem Hintergrund eines soliden Grundlagenwissens befriedigend klären und ungünstiges Herantragen an die betreffenden Menschen möglichst vermeiden lassen.
Fragen über Fragen (eine Auswahl):
- Bieten Gebärden Kindern, die keine oder nur eingeschränkte lautsprachlichen Möglichkeiten haben, eine Unterstützung, um Wünsche sowie Bedürfnisse zu äußern und sich mitzuteilen?
- Bieten Gebärden eine mögliche „Brücke“ zur Entwicklung der Lautsprache und/oder der Gebärdensprache?
- Kann durch den Einsatz von Gebärden bei Kindern der Spracherwerb auf der semantisch-lexikalischen und syntaktischen Ebene gefördert werden?
Die Beantwortung dieser und anderer Fragestellungen gelingt durch:
- Die Durchführung einer spezifisch sprachtherapeutischen Diagnostik (mit und/ ohne Gebärden)
- Die Auswahl eines individuell passenden Gebärden- und/oder Manualsystems mit Blick auf die Ressourcen des Umfeldes (Elternhaus, Kita, Schule etc.)
- Das Erarbeiten von kommunikativ relevanten Begriffen mit Gebärden sowie
- Das Einüben in alltagsrelevanten Kommunikationssituationen (in Kooperation mit dem Umfeld des Kindes)
- Absprachen untereinander mit entsprechend individuell für den Patienten/die Patientin geklärten, dokumentierten und gemeinsam umgesetzten Inhalten
Gebärden können sehr unterschiedlich und vielseitig eingesetzt/genutzt werden. Dabei gilt der Bezug entweder der Lautsprache oder aber der Gebärdensprache:
Lautsprachunterstützende Gebärden (LUG)
Bedeutungstragende Schlüsselwörter/ Fokuswörter werden in Ergänzung zur Lautsprache parallel gebärdet; ohne Visualisierung morphologischer Strukturen - Fokus: Inhalt.
Das gesamte Gebärden-Vokabular sollte aus dem Gebärdenkorpus der DGS entnommen werden.
Lautsprachbegleitende Gebärden (LBG)
Jedes Wort wird mit einer Gebärde begleitet; mit Visualisierung von morphologischer Strukturen - Fokus: Grammatik der Lautsprache und/ oder der Schriftsprache.
Dazu werden sogenannte Manualsysteme benutzt. In der Sprachtherapie/ Logopädie ist es oft das phonembestimmte Manualsystem (PMS). Es kann aber auch jedes andere zur Verfügung stehende Manualsystem genutzt werden.
Das gesamte Gebärden-Vokabular sollte aus dem Gebärdenkorpus der DGS entnommen werden.
Taktile Gebärden
Parallel zur Lautsprache werden einzelne Begriffe taktil gebärdet. Das gesamte Gebärden-Vokabular sollte auch hier aus dem Gebärdenkorpus der DGS entnommen werden.